Allianz für High Performance Stanztechnik und Werkzeugbau gehören zusammen

Seit circa acht Wochen besteht nun die Partnerschaft zwischen BOBST und CITO auch offiziell mit Brief und Siegel. Zeit, um etwas näher auf die gemeinsamen Strategien und Zukunftspläne einzugehen.

Bereits im Jahr 2016 wurde in Lausanne beschlossen, ein Tooling-Projekt zu beginnen. Ziel dieses Projekts war und ist es, optimale Werkzeuge für moderne Hightech-Stanzautomaten zu entwickeln. Dass die Schweizer hervorragende Maschinentechnik entwickeln können, war auch vor Jahren bereits allgemein bekannt. Nicht umsonst genießt BOBST den Ruf als Weltmarktführer auf dem Maschinensektor in der Verpackungsindustrie. Während sich also diese Maschinentechnologie in den letzten Jahrzehnten entwickelte, musste man erkennen, dass die Entwicklung der Werkzeuge nicht Schritt halten konnte. Während sich die Maschinengeschwindigkeiten rasant entwickelten – im Flachbereich von 6.000 bis heute 12.000 Bögen Stanzleistung pro Stunde – konnte die Werkzeugtechnik damit nicht mithalten. Im Hause BOBST hat man erkannt, dass man mit starken und innovativen Partnern zusammenarbeiten muss, um hier schneller voranzukommen.

Ein erster Schritt war es, das deutsche Unternehmen BOXPLAN GmbH & Co. KG mehrheitlich zu erwerben. Gemeinsam sollte ein einheitlicher Standard im Bereich der Ausbrechtechnik entwickelt werden. Die von BOXPLAN entwickelten Pin Setter ermöglichen es, einen weltweiten Standard zu schaffen, um unabhängig vom Standort der Maschine eine konstante Performance zu erreichen. Die Standardisierung sollte natürlich auch in den Bereichen Stanzform und Gegenform sowie im Nutzentrenner ihre Fortsetzung finden.

Hier kam nun ein weiteres deutsches Unternehmen ins Spiel. Mit dem Erwerb der Anteilsmehrheit der CITO ist es den Schweizern gelungen, einen weiteren Weltmarktführer im Bereich Stanztechnik und Werkzeugtechnologie mit ins Boot zu holen. Bei näherem Betrachten ein komplett logischer Schritt. Das fränkische Unternehmen CITO aus Schwaig bei Nürnberg galt seit Jahrzehnten als das Unternehmen, welches die Benchmarks im Bereich Rilltechnik gesetzt hat.

In den letzten 10 Jahren hat sich CITO anerkanntermaßen auch zum führenden Zulieferer für den Stanzwerkzeugbau entwickelt. Zu mehr als 80 % werden die CITO-Produkte im eigenen Haus entwickelt und auch produziert. Einer der Entwicklungsschwerpunkte liegt aktuell im Bereich Auswerfmaterialien. CITO setzt hier ganz stark auf komplette Systeme für die unterschiedlichen Anforderungen: Faltschachtel-Flachform, Wellpappen-Flachform und Rotationsstanzen. Auch hier sollen Standards geschaffen werden, um eine konstante Produktivität auch im hohen Geschwindigkeitsbereich zu ermöglichen. 

Einer der Entwicklungsschwerpunkte liegt aktuell im Bereich Auswerfmaterialien.
Einer der Entwicklungsschwerpunkte liegt aktuell im Bereich Auswerfmaterialien.

CITO-Produkte werden an drei europäischen Standorten in eigenen Werken hergestellt. Neben dem Stammhaus in Deutschland gibt es weitere Produktionsstätten in der Tschechischen Republik und in den Niederlanden.

Durch das jeweilige fachliche Know-how können ganz spezielle Materialien exakt für den Einsatz in der Verpackungsindustrie entwickelt werden. Dabei setzt man bei CITO auf eine sehr hohe Fertigungstiefe. Dies wird am Beispiel der Auswerfmaterialien besonders deutlich, denn man beschränkt sich nicht darauf, bestehende Rohmaterialien vom Markt zu kaufen und zu verkaufen. In einem eigenen chemischen Labor werden eigene Materialien entwickelt, deren physikalische Eigenschaften genau den Anforderungen im Stanzprozess entsprechen. Die Basis der Performance wird also bereits in der chemischen Komposition gelegt. Dies ist ein weltweites Alleinstellungsmerkmal und beschränkt sich nicht nur auf den Bereich Elastomere.

Die Verpackungsbranche erwirtschaftet ihren Erfolg durch höchste Effizienz bei der Produktion der Verpackungen.
Die Verpackungsbranche erwirtschaftet ihren Erfolg durch höchste Effizienz bei der Produktion der Verpackungen.

Ein weiteres Ergebnis der Werkstoffwissenschaft ist das High-Performance-Rillsystem CITO ULTIMATE, ein weiterer Baustein für mehr Produktivität. Die Idee der Partnerschaft zwischen BOBST und CITO besteht darin, dass Werkzeugtechnik und Maschinentechnik in Einklang gebracht werden. Modernisierungen beim Set-up der Maschinen und eine Steigerung bei der Produktionsperformance machen viel mehr Sinn, wenn parallel auch entsprechende Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden können. Hier arbeitet das Tooling-Team von BOBST und die Produktentwickler von CITO Hand in Hand. Das ermöglicht es bereits in einer sehr frühen Phase der Maschinenentwicklung, parallel mit der Weiterentwicklung der Werkzeuge zu beginnen. Diese Entwicklungspartnerschaft wird Schritt für Schritt auf weitere Werkzeugkomponenten ausgedehnt. So werden in den nächsten Monaten immer mehr CITO-Materialien auf den Markt kommen, die diesem gemeinsamen Konzept entspringen.

Innerhalb der CITO GROUP besteht auch ein eigener Werkzeugbau. Dieser wird in Zukunft verstärkt zu einem weiteren Entwicklungszentrum ausgebaut. Der Werkzeugbau ist ein wichtiger Baustein, denn so können Neuentwicklungen sofort in der Praxis der Werkzeugproduktion eingesetzt werden. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fließen unmittelbar in die Entwicklungsabteilung zurück. Parallel können die neuartigen Werkzeuge ohne Probleme auf den Maschinen von BOBST getestet werden. Auch von hier erfolgt entsprechendes Feedback an das CITO-R&D-Team.

Im Labor werden Materialien entwickelt, deren physikalische Eigenschaften genau den Anforderungen im Stanzprozess entsprechen.
Im Labor werden Materialien entwickelt, deren physikalische Eigenschaften genau den Anforderungen im Stanzprozess entsprechen.

Selbstverständlich ist der Werkzeugbau bei CITO von BOBST zertifiziert. Dies erfolgte aus der Erkenntnis: Wenn man sich nicht selbst den höchsten Anforderungen stellt, kann man auch nicht der Partner für Success von anderen Werkzeugproduzenten sein. Dies ist der Gesamtanspruch aus der Praxis für die Praxis. CITO steht voll hinter dem Zertifizierungsprogramm von BOBST und versteht sich dabei auch nicht als Wettbewerber im Bereich Stanzform. Man will Partner seiner Kollegen sein und gemeinsam an einer höheren Wertschätzung für die Stanzwerkzeuge arbeiten.

Große Unternehmen der Verpackungsindustrie sind heute Global Player; dies erfordert einen höheren Grad an Standardisierung bei den Werkzeugen. Denn es ist einfach nicht länger akzeptabel, dass Stanzwerkzeuge nicht nur von Land zu Land, sondern sogar von Werk zu Werk variieren. Maßstab muss immer die Produktionsperformance sein. Warum soll also eine Technik, die in einem Werk wunderbar funktioniert, im 200 km entfernten Werk nicht produktiv sein? Die Antwort ist ganz klar Standardisierung. Dies hat man sich seit vielen Jahren in den meisten anderen Industrien zu eigen gemacht. Es ist an der Zeit, dass sich diese Erkenntnis auch im Bereich Verpackungsproduktion durchsetzt. Unbestritten gilt nach wie vor der Satz: „Viele Wege führen nach Rom.“ Doch wenn man sich nicht klar für einen Weg entscheidet, besteht die Gefahr, dass man sich verläuft. Die verarbeitende Industrie beschäftigt sich noch immer nicht ausreichend mit Werkzeugtechnik. Man hat oft das Gefühl, Werkzeuge werden ausschließlich als lästiger Kostenfaktor betrachtet. Es wird viel Zeit darauf verschwendet, über Werkzeugkosten zu verhandeln. Die Produktionsperformance fällt dabei unter den Tisch. Gerade in Zeiten der Krise – und in eine solche laufen wir gerade völlig unbestritten – sind kluge Entscheidungen unabdinglich. Wer nicht in der Lage ist, Kosten in ihrer ganzen Tragweite zu betrachten, wird das Rennen verlieren. Die Verpackungsbranche erwirtschaftet ihren Erfolg nicht durch billige Werkzeuge, sondern durch höchste Effizienz bei der Produktion des Produkts, welches die Wertschöpfung bedeutet, der Verpackung. Dabei liegt eine Tatsache vollkommen klar auf dem Tisch „Tooling matters“.

Jürgen Mariën
CEO CITO GROUP

Mai 2020